Zehnte Scene.

[37] Vorige, Karl, Emma und Gefolge.


FIERRABRAS führt seinen Vater dem König entgegen, zu Boland.

Dem besten König wolle dich versöhnen!

BOLAND zu Karl.

Des Sohnes Wort ist mir Genüge,

Und deinem Willen ich mich füge.

KARL.

Gieb mir die Hand zum Friedensbunde,

Nur Heil entsprieße dieser Stunde!

FIERRABRAS führt Florinda und den gefesselten Roland zu Boland, Florinda kniet nieder.

Beglücke sie, o Vater, laß dich bitten.

Die treuer Liebe Ungemach erlitten.

BOLAND indem er Florinda aufhebt.

Nach langer Nacht der kummervollen Sorgen

Begrüßet froh der Liebe gold'gen Morgen!

CHOR während dessen die Mauren den Rittern die Fesseln abnehmen.

Die That ist gelungen,

Das Glück ist errungen,[37]

Der Friede erwacht

Aus blutiger Nacht.

FIERRABRAS auf Eginhard deutend zu Karl.

Mag Eginhard's

Verdienst jetzt deinen Zorn erweichen,

Den Feind traf er mit unverzagten Streichen.


Eginhard tritt schüchtern näher und kniet vor Karl.


KARL.

Gesündigt hast du frech an meiner Gnade,

EMMA.

O Gott!

KARL.

Und irrtest selbst vom Freundschaftspfade;

Doch hat dein Muth meinen Zorn versöhnt,

Vergebens nicht laß ich vom Freund mich mahnen,

Drum folg' aufs Neue meinen Fahnen.

FIERRABRAS.

Hab' Dank, mein König.

EGINHARD küßt des Königs Hand.

O mein königlicher Herr!


Er stellt sich zu den andern Rittern.


CHOR.

Gepriesen sei des Fürsten Huld,

Der so belohnt gesühnte Schuld.

KARL.

Doch jetzt, mein tapfrer Ritter, mag dein Glück ich beschließen,


Er ergreift Emma's Hand und will sie dem Fierrabras zuführen.


Erlittnen Schmerz mag Liebesglück versüßen.

FIERRABRAS nimmt die angstvoll stockende Emma bei der Hand.

Wer jauchzte nicht ob solcher Freudenkunde,

Lacht ihm die Liebe von so holdem Munde,

Doch Emma's Liebe ist nicht mein!

Ihr Herz hat längst gefunden,

Mit dem sie treu verbunden,

Dem tapfern Eginhard gehören meine Rechte.


Emma sinkt, von den Gefühlen der Dankbarkeit überwältigt, an Fierrabras' Brust, der sie und Eginhard zu Karl geleitet. Karl fügt lächelnd Emma's und Eginhard's Hände in einander.


CHOR.

Ihr Herz hat längst etc.

KARL zu Fierrabras.

Und du, mein Held, wo ist ein Lohn, der deiner würdig wäre?[38]

FIERRABRAS mit Stolz.

Dem großen Karl zu dienen, ist mir Glück und Ehre!

KARL reicht ihm die Hand.

Nach langer Leiden Qualen

Erwacht die reine Lust

Und Jubellieder schallen

Aus der entzückten Brust.

CHOR.

Nach langer Leiden etc.

EGINHARD, FIERRABRAS, ROLAND, KARL, EMMA UND FLORINDA.

In Nebel zerronnen

Sind Schrecken und Pein,

Das Glück ward gewonnen

Durch Treue allein.[39]

Quelle:
Franz Schubert: Fierrabras. Text von Josef Kugelwieser, Leipzig [o.J.], S. 37-40.
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