|
1649.
Friede, du gewünschter Schatz,
Friede, sei willkommen!
Hast du denn bei uns den Platz
Wiedrum ingenommen?
Ist der Krieg denn ganz verjagt,
Der so lang' uns hat geplagt?
Wird denn nun auf Erden
Alles besser werden?
Ja, du güldne Friedenssonn',
Unser Teutschland lachet,
Daß du nun zu vieler Wonn'
Es hast frei gemachet
Von dem grausamen Beschwer;
Nun bringt man die Zeitung her,
Daß der Waffen Toben
Ganz sei aufgehoben.
Ach, wie wird des Herren Wort
Nun hinfort erschallen!
Ja, wie wird an manchem Ort
Manchem auch gefallen,
Gott zu loben Tag und Nacht,
Daß er uns herwieder bracht
Nach dem Raub' und Brande
Fried' und Ruh im Lande.[161]
Unser Kaiser und zugleich
Fürsten, Grafen, Herren
Werden dieses große Reich
Nicht hinfort so zerren,
Wie zwar noch für kurzen Frist
Hin und her geschehen ist;
Friede sol das Leben
Teutschland wieder geben.
Friede sol der Künste Schar
Lieblich lassen blühen,
Daß man sich auch ganz und gar
Wird üm sie bemühen.
Ach, des güldnen Friedens Schein
Wird nur Lust und Freude sein
Hochgelahrter Geister
Und erfahrner Meister.
Friede wird den Handelsmann
Friedlich lassen reisen,
Daß er unser Teutschland kan
Nähren, kleiden, speisen;
Friede wird uns bringen her
Ueber Land und über Meer,
Was bei Kriegeszeiten
Niemand kont erstreiten.
Friede wird das wüste Feld
Wiedrum lassen bauen;
Friede wird der Schäfer Zelt
Pflanzen an den Auen;
Friede wird den Handwerksmann
Gnädig wiedrum schauen an;
Friede wird uns bringen
Glück von allen Dingen.
Friede wird sein' edle Frucht
Auch zu Wasser geben.
Müchten wir doch nur in Zucht
Tugendmäßig leben!
Weil man aber spüret schon,
Was man gibet Gott zu Lohn,
Wird der Fried' uns hassen,
Ja, wol gar verlassen.
Buchempfehlung
Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.
310 Seiten, 17.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro