4

[69] Nun in dieser Frühlingszeit

Ist mein Herz ein klarer See,

Drin versank das schwere Leid,

Draus verdampft das leichtre Weh.


Spiegelnd mein Gemüte ruht,

Von der Sonne überhaucht,

Und mit Lieb umgießt die Flut,

Was sich in dieselbe taucht.
[69]

Aber aus dem Grunde sprüht

Überdies ein Quell hervor,

Welcher heiß lebendig glüht

Durch die stille Flut empor.


Und im Quelle badest du,

Eine Nix mit goldnem Haar!

Oben deckt den Zauber zu

Das Gewässer, glatt und klar.


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 69-70.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Gedichte: Eine Auswahl
Gedichte in einem Band
Sämtliche Werke in sieben Bänden: Band 1: Gedichte
Sämtliche Werke in sieben Bänden: Band 1: Gedichte
Gottfried Keller's Traumbüchlein. Aufzeichnungen, Gedichte, Prosa